Weieren

Charles STORONI - Brochür 50 Joer Pompjeen 1983

Die „Rollenger Weiher”

 

Ob Spaziergänger, Jogger, Amateurfotograf oder Naturfreund, wer kennt nicht die kleinen „Rollenger Weiher” an der Nordseite des Titelbergs ?

Im Ort genannt Wollefskaul, auf der Höhenkurve 375 Meter über Nor­malnull liegen sie idyllisch nebeneinander. Sie sind das ganze Jahr mit Wasser gefüllt und bieten Insekten und Vögel einen geschützten Lebens­raum. Die zu Lamadelaine steil abfallende Erzfront einerseits und die eher sumpfige Natur des Bodens anderseits, gewährleisten ihnen Schutz und Ruhe. Nur selten verlassen die Spaziergänger den am Fusse des keltischen Erdwalls gelegenen Weg, es sei, dass in einem besonders kalten Winter die zugefrorenen Weiher sie zu einer Schlittschuhpartie verleiten.

Obschon jeder Titelberggänger die kleinen Weiher kennt, dürfte ihr Ursprung weit weniger bekannt sein.

Um ihre Entstehung zu erklären, müssen wir einen kleinen Abstecher in die Bergbaukunde machen.

Die Minette wurde bei uns in Luxemburg entweder im Tagebau oder im Stollenbau gewonnen. Beim Tagebau kann man mit weit niedrigeren Gestehungskosten, weniger Abbauverlusten und weniger Gefahr für die Bergleute arbeiten. Wird die Höhe des Abraumes jedoch zu gross, sodass die Abräumkosten zu hoch werden, geht man zum Stollenbau über. Durch das Aufeinanderfolgen von verschiedenen Erzlagern, die durch mehr oder weniger mächtige Zwischenlager voneinander getrennt sind, ist es von grösser Wichtigkeit, dass die oberen Erzlager zuerst abgebaut werden. Man arbeitet also stets von oben nach unten. Die im Luxemburger Lande am meisten angewandte Abbaumethode war der sogenannte Pfeilerrückbau (méthode de dépilage).

Diese Methode besteht darin, dass man vor dem eigentlichen Abbau das Erzfeld bis zu seiner Grenze durch Anlegen von Hauptstrecke, Nebenstrecken und Abbaustrecken in Pfeiler einteiIte. Diese Pfeiler haben je nach den Lagerstättenverhältnissen eine Stärke von 10x10 Meter. Um den Gebirgsdruck so gering wie möglich zu halten, ist es zweckmässig sofort nach Erreichen der Grenzen mit dem Abbau zu beginnen (je schneller der Abbau vor sich geht, desto geringer ist der

Gebirgsdruck). Ebenso müssen die Abbaufelder in zickzackförmiger Reihenfolge abgebaut werden. Dies ermöglicht eine optimale Beobach­tung und Regelung des Gebirgsdruckes, im Gegensatz zu einer gerad­linigen Abbauführung, die zu Gebirgsschlägen und somit zu Massenun­glücken führen kann. Sobald ein Pfeiler maximal abgebaut ist, lässt man das Hangende (Dach) einstürzen. Hierdurch werden die Spannungen des Gebirgsdruckes gemindert und der nächste Pfeiler wird in Angriff genommen.

Auf diese Weise entstehen grosse unterirdische Hohlräume, die zum Teil beim Bruch der darüberliegenden Gesteinsschichten wieder aufge­füllt werden. Diese Verschiebung der Gesteinsmassen wirkt sich manch­mal bis zur Erdoberfläche aus. Es entstehen Spalten, Risse (wo im Winter oftmals Dunst aufsteigt), Senkungen und trichterförmige Vertie­fungen. Letztere sind auf dem gegenüberliegenden ,,Saulner Bierg” besonders häufig.

Jetzt könnte man glauben, alles von der Oberfläche kommende Wasser würde auf natürlichem Wege durch diese Risse und Senkungen nach unten ablaufen. Die ganzjährige Wasserführung der Weiher beweist jedoch das Gegenteil.

Das kommt daher, dass die eisenhaltigen Schichten durch wasserun­durchlässige Glimmermergel (lehmige Schichten) abgedeckt werden.

Wenn beim Pfeilerrückbau die Abdeckungsschichten einstürzen und diese Vertikalbewegung sich bis zu den Glimmermergeln fortsetzt, so sackt auch diese relativ weiche Schicht ein. Dabei kann zweierlei pas­sieren :

 Der Einbruch in die Galerien ist so bedeutend, dass die Glimmer­mergel nicht nur einsacken, sondern einreissen. Dann fliesst das Wasser vom Titelberg durch die eisenhaltigen Schichten bis auf den nächsten wasserstauenden Horizont, welcher sich auf der Höhe der Rollinger Kirche befindet. Unser früherer Staatsgeologe Michel Lucius hat in den dortigen Quellen eine Beimischung von Wasser aus den oberen Kalkschichten nachgewiesen.

 Die Glimmermergel reissen nicht durch, sondern verstopfen die ent­stehende Vertiefung. Das Regenwasser sammelt sich in diesen Vertie­fungen, und es entstehen Weiher wie beispielsweise die ,,Rollenger Weiher”, welche die ausgeprägtesten dieser Art, wenn auch nicht die einzigen sind.

Ein Verschwinden der Weiher durch zusätzliches Einstürzen von Gängen kann nicht völlig von der Hand gewiesen werden, ist aber angesichts des Alters dieser Galerien sehr wenig wahrscheinlich. Viel wahrschein­licher dagegen ist das Auslaufen einzelner Weiher durch Erosion der Erzfront. Durch Eisbildung in den Klüften bröckelt der Steilhang in der Wollefskaul langsam aber stetig ab.

 

 

Den Chalet

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